Mittwoch, 3. Dezember 2014

individuellen Küchentisch selber machen

Hallo Leute,

hier zeige ich Euch wie Ihr Euch relativ einfach einen individuellen Tisch, mit ein wenig Geschick selber bauen könnt.

Fertig sieht er so aus:







Die Idee zu dem Tisch entstand im Grunde, weil unser Essecke in der Küche einen sehr schmalen Tisch benötigt, da ein breiter Tisch den Durchgang zu sehr verengen würde. Als grobes Maß habe ich am Anfang nach einem Tisch im Netz gesucht, der nicht breiter als 70 cm. sein sollte.

Tja, was soll ich sagen, ich habe kaum welche gefunden und wenn, dann sehr teuer oder nicht nach meinem Geschmack. Er sollte robust und rustikal sein aber trotzdem nicht zu klobig.

Nach ein paar Tagen kam mir die Idee einfach einen Tisch selber zu bauen.
Also ging ich in den nächsten Baumarkt und fand in der Holzabteilung eine 2,4 m lange Arbeitsplatte aus Vollholz, in Buche, unbehandelt, nur die typische Abrundung an einer der vorderen Kanten.







Da ich meine groben Maße noch im Kopf hatte, lies ich mir im Markt die Arbeitsplatte gleich auf Maß zuschneiden.


grobe Zeichnung des Zuschnitts (nicht Maßstabsgetreu)
Preis insgesamt lag bei ca. 75-80€.


Als ich nachfragte welche Versiegelung denn wohl am Besten für einen Küchentisch (feucht abwischbar) geeignet wäre, hat mir der Verkäufer im Baumarkt einen sehr guten Tipp gegeben.
Das sog. OSMO TopOil (Link führt zu Amazon) ist wirklich sehr gut geeignet und lässt sich auch gut verarbeiten. Und auch wenn es das Öl nicht in "seinem Baumarkt" gab, hat er mir diesen Tipp gegeben, sehr erfreulich!




Ich habe es damals in einem nahen Holzfachmarkt gekauft (ca. 12-15 €).

Zuhause ging es dann an den eigentlichen Zuschnitt.


Meine Idee war, die schon vorhandene, runde Kante der Arbeitsplatte aufzugreifen und sogar noch etwas extremer und lockerer auszuarbeiten. Ich wollte einen schön geschwungenen Tisch, ohne Ecken und Kanten.

Ich habe dann mit einem Bleistift entlang den Kanten die grobe, gerundete Kantenführung angezeichnet. Die angesetzten Finger helfen bei der Führung ... Einfach eine geschwungene Wellenlinie auf die Kante zeichnen.


nachträglich als Beispiel erstellt (anderes Brett!)


Als erstes schneidet man mit einer Stichsäge entlang der gezeichneten, geschwungenen Linie, die Kante von dem Brett in einem geraden (90 Grad) Winkel ab. Ein Sägeblatt für Rundschnitte ist dafür besonders gut geeignet, da es nicht so leicht verkanntet, da es nicht so breit ist und sich so leichter der Krümmung nachführen lässt.

Tipp: Darauf achten, dass das Sägeblatt noch scharf genug ist und es auch für Hartholz geeignet ist. Langsam schneiden, nicht zu schnell!




Danach stellt man an seiner Stichsäge die Gehrung auf ca. 45 Grad oder einfach so weit es eben geht (Gärung = Schräger Schnitt).


Jetzt schneidet man, entlang des schon gesetzten ersten , senkrechten Schnittes, die Säge diesmal schräg an und schneidet die Kante noch einmal ab. Der Ansatz zum Schneiden ist dann ca. 2-4 cm. weiter zur Tischmitte hin, so das die Schnittkante etwa so tief geht, dass der Schnitt mal ungefähr bis zur Hälfte der Seitenfläche und mal fast bis an die untere Kante reicht. Dabei darf und sollte man ruhig etwas in der Tiefe variieren. Mal mehr mal weniger Kante wegschneiden.






Danach kommt der Schwingschleifer zu Einsatz. 
Erst mit 80er, danach mit 120er Körnung, werden die noch scharfkantigen, teils ausgefransten Schnittflächen schön abgerundet. Solange, bis sie sich richtig rund an fühlen und keine "Schnittriefen" mehr zu sehen sind.




Die Ecken habe ich von beiden Seiten (Längs und Quer) aufeinander zulaufend zugeschnitten.





Danach  habe ich die Platte das erste mal mit dem Öl behandelt. Die 500 ml  reichten vollkommen aus (es blieb noch etwas über).

Ich habe es mit einem Tuch (altes T-Shirt), also ohne Pinsel, eingerieben und auspoliert. Nach 24 Std. Trocknungszeit, noch ein zweites mal. Das farblose, matte Öl, betont die natürliche Maserung des Holzes sehr gut ohne die eigntliche Farbgebung zu verändert. Genau so wollte ich es haben. Der Hersteller gibt zwei Behandlungen an, ich habe gleich noch eine dritte durchgeführt ^^
Zwischen den einzelnen Aufträgen, habe ich jeweils einen Tag gewartet.

Nun waren die Füße dran ...
Am Anfang hatte ich mir einfach 4 billige Stahlfüße beim Baumarkt mitgebracht und montiert.

Im Nachhinein kann ich davon nur abraten. Denn durch die schwere Platte stand der Tisch sehr kopflastig, wackelig und in sich labil.










Nach kurzer Überlegung kam mir die Idee mit zwei Holzplatten als Füße, verbunden mit einer Strebe dazwischen den ganzen Tisch zu stabilisieren. Ähnlich wie man es aus dem Landhausstil kennt.

Nun kam mein zweites Problem. Unser Hund, nicht gerade klein, sollte unter dem Tisch noch Platz finden können. Eigentlich hätte ich die Strebe viel tiefer angesetzt, sogar so tief, dass man seine Füße darauf abstellen könnte (was sogar noch zusätzliche Stabilität verleihen würde). Aber so habe ich den liegenden Hund auf seinem Liegeplatz "vermessen" und so die Mindesthöhe der Strebe ermittelt. 

Der Hund muss zwar etwas "hineinkrabbeln" aber hat sich schnell damit arrangiert und fühlt sich darunter sehr wohl, zumal er auch, immer wenn jemand an dem Tisch sitzt, die Nähe "seines Rudels" spürt. Nebenbei hat man einen 1a Fußwärmer ^^









Die neuen Füße


Zum Glück hatte ich aber von dem Zuschnitt auch noch eine größer Platte übrig.
Aus dieser habe ich dann, der Länge nach, zwei Füße geschnitten (siehe auch Zuschnittzeichnung weiter oben).

Auch eine längere, schmalere Platte war damals beim Zuschnitt der Ursprungsplatte dabei entstanden. Am Anfang sollte daraus ein Regalbrett werden, nun sollte es aber als Stabilisierungsstrebe zwischen den Tischbeinen dienen.

Zumindest bei den Tischbeinen sollte man analog der Tischplatte die Kanten brechen und geschwungen ausarbeiten. So passen sie sehr gut zu der Tischplatte. Hier sollte man allerdings von beiden Seiten "rund" arbeiten.




beidseitig rund


Jetzt überlegte ich, wie ich denn die Verbindung zwischen Strebe und Tischbein bewerkstelligen könnte. Diese Zeichnung kam schließlich dabei heraus:




Konzeptzeichnung der Querstrebenbefestigung



Dafür habe ich als erstes die Tischbeine montiert.
Einfach mit mittleren Eisenwinkel und kurzen Schrauben (es ist von Vorteil mit einem sehr kleinen Bohrer vorzubohren!). Je 2 Winkel auf einer Seite (innen und außen).



Nun habe ich den Abstand zwischen den Außenkanten der Tischbeine gemessen. Und jeweils ca. 10 cm aufgeschlagen (gesamt 20 cm zum gemessenen Abstand). Somit hatte ich die Länge meiner Querstrebe.

Dann habe ich noch die Höhe festgelegt, in der die Durchführung der Querstrebe durch die Beine führen soll ("Hunde-liege-Höhe"). Auf der Höhe habe ich jeweils in der Breite der Querstrebe ein rechteckiges, passendes Loch in die Mitte der Tischbeine gesägt.

Tipp: Für die Löcher, erst anzeichnen, dann in den Randbereich einer Ecke ein größeres Loch bohren. Dies dann für jede Ecke wiederholen. Dann mit der Stichsäge, durch das Loch eingeführt, das Rechteck aussägen.

Nun muss ein weiteres Loch in die Querstrebe für die späteren Keile geschnitten werden. Dazu muss der gemessene Abstand zwischen Außenkante und Innenkante der montierten Tischbeine auf der Sterbe passend sein. Am Besten eingebaut anzeichnen!



Beim Einpassen der Löcher lieber knapp sägen, also lieber weniger als zu viel wegschneiden. Da man zwar nachträglich wegschneiden oder -feilen kann aber wenn zu viel Spiel in der Passung ist können es auch auch die Keile nicht mehr retten, gerade in der Breite der Löcher.

Die Keile werden nun nach Bedarf in der Breite und Stärke zugeschnitten. Dabei darauf achten, dass die Keile auch weit genug nach unten, durch das Brett hindurchreichen und die an dem Tischbein anliegende Seite, auch senkrecht gearbeitet ist! Vergleiche dazu auch die Konzeptzeichnung weiter oben! 

Tipp: Für die Keile habe ich die abgeschnittenen Tischplattenkanten benutzt und passend zugeschnitten, diese sind vielmals eh schon schräg geschnitten. Einfach mal durchschauen ob etwas passendes dabei ist.


Nach zwei bis drei Behandlungen mit dem Öl, wurden die Teile dann folgendermaßen zusammen gebaut. Erst ein Tischbein befestigen, dann die Strebe (ohne Keile) einstecken, dann das zweite Tischbein in die Strebe einfädeln und montieren. 

Erst jetzt die Keile mit einem Hammer und einem kleinen Abstandshölzchen nach und nach, aber schon sehr fest, einschlagen, soweit, dass beide Enden noch herausschauen. Die Verbindung ist, wenn sie gut passend ist, sehr stabil und bedarf keiner weiteren Klebung oder Schraubung!

So sieht die Verbindung am Ende aus:



hätte man noch sauberer schleifen können ^^


Innerer Keil






äußerer Keil


Einigen fällt bei den Bildern evtl. auf, dass ich damals das Loch in der Querstrebe nicht ganz von innen nach Außen durchgezogen haben, sondern je zwei kleinere Löcher gemacht habe. Für jeden Keil ein eigenes Loch.





Im Nachhinein würde ich es aber jetzt gleich ganz durchziehen. Somit habe ich es gleich so beschrieben wie es praktischer wäre. Wie ihr es macht ist Euch überlassen ^^

Da unser Tisch auf Fliesen steht, habe ich zum Schluß noch dicken Filz über die gesamt Standfläche der Tischbeine geklebt.

Fertig!

Im Nachhinein hört sich das wirklich schwerer an als es dann tatsächlich war!

Das schöne an diesem Tisch ist wirklich, dass er einzigartig ist und man ihn seinen Wünschen oder Gegebenheiten anpassen kann. Die Form der Platte lässt sich im Grunde beliebig anpassen.  Jetzt würde ich ihn sogar an einer Seite breiter gestalten und somit fast dreieckig ausarbeiten ... beim nächsten Mal ^^



Ich hoffe ihr konntet der Beschreibung einigermaßen folgen und es ist verständlich wie ich gearbeitet habe. Wenn ihr weitere Fragen dazu habt, einfach hier Posten.




Und nun viel Spaß beim Nachbauen und bis zum nächsten Mal.

Gruß
Martin Starke

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